Cover des Buches "RIch Dad, Poor Dad" von Robert Kiyosaki

Die Reichen arbeiten nicht für Geld – Rich Dad, Poor Dad – Kapitel 1

„Rich Dad, Poor Dad“ – über diesen Titel von Robert Kiyosaki stolpert über kurz oder lang, wer im Internet nach Ratgebern zum Thema Geld sucht. Dass es das Buch auf die SPIEGEL-Bestsellerliste gebracht hat, ist kein zwingender Qualitätsnachweis, aber immerhin ein Beleg für gutes Marketing. Und vielleicht hat, wer gut verkaufen kann, auch etwas hilfreiches zum Thema Geld zu sagen? Ich habe beschlossen, das Buch durchzuarbeiten und meine Erkenntnisse hier in einer kleinen Serie zu dokumentieren.

Rich Dad, Poor Dad

Wer schon einmal von Robert Kiyosaki gehört hat, weiß, dass er zwei Väter hatte: Einen „Rich Dad“ und einen „Poor Dad“. Sein leiblicher Vater, ein gebildeter Mann, arbeitete als Lehrer und hatte Zeit seines Lebens Geldprobleme. Der „Rich Dad“ – Roberts großes Vorbild und eigentlich der Vater seines Kindheitsfreundes Mike – war Unternehmer. Zu Beginn des Buches ist er zwar noch nicht reich, aber auf dem besten Weg, es zu werden.

Als Robert und Mike im Alter von neun Jahren sehen, welche neuen Spielsachen die reichen Kinder auf ihrer Schule immer wieder bekommen, beschließen sie, selbst reich zu werden. Ein erster Versuch besteht darin, Fünf-Cent-Münzen aus Blei zu gießen. Roberts Vater unterbindet dies schnell und steht dem Ansinnen seines Sohnes ansonsten ratlos gegenüber. Immerhin empfiehlt er, Mikes Vater um Rat zu fragen – den „Rich Dad“ des Buches.

Dieser ist ein Self Made Man aus dem Bilderbuch: Zwar hat er die Schule vor Ende der achten Klasse verlassen, aber inzwischen betreibt er gleich mehrere Geschäfte, darunter einige kleine Nachbarschaftsläden und drei Restaurants. Er ist ebenso fleißig wie sparsam, hat abgewetzte Sessel im Wohnzimmer stehen und fährt einen alten LKW statt eines schicken Autos. Seine Angestellten sind zupackende, bodenständige Leute. Die wenige Zeit, die er erübrigen kann, nutzt er möglichst effizient.

Als Robert und Mike den Rich Dad fragen, wie sie reich werden können, hält er deshalb keine langen Vorträge: Stattdessen macht er den beiden Jungs ein Angebot: Er stellt sie für drei Stunden die Woche und zehn Cent die Stunde ein, was auch im Jahr 1956 wenig Geld ist. Ihre Aufgabe: Regale in seinem Laden entstauben. Sein Hintergedanke: Die beiden Jungs lebensnah mit den Widrigkeiten des Angestellendaseins vertraut zu machen: Schlechte Bezahlung, Weisungsgebundenheit, eintönige Arbeit.

Taten statt Worte

Anfang von Kapitel 1 des Buches "Rich Dad, Poor Dad" von Robert Kiyosaki
Anfang von Kapitel 1 des Buches „Rich Dad, Poor Dad“ von Robert Kiyosaki

Dabei lässt der Rich Dad nicht lange mit sich verhandeln. Für sein Angebot gilt: Friss oder stirb! Denn „wenn Du Dich nicht schnell entscheiden kannst, wirst Du sowieso nie lernen, zu Geld zu kommen. Gelegenheiten kommen und gehen. Zu wissen, wann man schnell entscheiden muss, ist eine wichtige Fähigkeit.“ Robert sagt also sein Baseball-Spiel ab und beginnt noch am selben Nachmittag zu arbeiten. Entschlossenheit, Entscheidungsfähigkeit und -freude sind Eigenschaften, die schon Roberts leiblicher Vater lobte, als er das Münzgießen unterband: „Jungs, Ihr seid nur dann arm, wenn ihr aufgebt. Entscheidend ist, dass Ihr etwas unternommen habt. Die meisten Menschen reden oder träumen nur davon, reich zu werden. Ihr habt etwas unternommen.“

Das Hamsterrad

Zur Freude des Rich Dad begehren Robert und Mike bald auf, und Mikes Vater nutzt die Gelegenheit, sie mit dem „Hamsterrad“ vertraut zu machen. Er erklärt Ihnen, dass die meisten Menschen, die Geld brauchen, einen verhängnisvollen Fehler machten: Sie suchen sich einen Job. Dabei ist eine Anstellung nur „eine kurzfristige Lösung für ein langfristiges Problem“. Denn ist am Monatsende erst einmal ein wenig Geld über, entdecken sie bald, was man sich alles dafür kaufen kann (in Roberts Fall Comics) – und was man sich kaufen könnte, wenn man nur etwas mehr verdiente. Der Rich Dad bietet den beiden Jungs mehr Geld und führt sie dadurch in Versuchung: Robert malt sich aus, dass er ein neues Fahrrad kaufen könnte, erkennt aber auch, das bald noch größere Begehrlichkeiten entstünden und er sich in immer größere Abhängigkeit begäbe.

Eine Stärke der Geschichte ist sicherlich, dass sie aus der Perspektive eines neunjährigen, naturgemäß noch etwas naiven Jungen erzählt wird. Es fällt leicht, die Verlockungen nachzuvollziehen. Gleichzeitig macht der Rich Dad aber auch die Parallelen zur Welt der Erwachsenen unmißverständlich klar: „Je älter ihr werdet, desto teurer werden Eure Spielsachen: ein neues Auto, ein Boot und ein großes Haus, um Eure Freunde zu beeindrucken.“

Die beiden Jungs verstehen, dass die meisten Menschen zunächst aus Angst um ihre materielle und soziale Sicherheit nach Geld streben, sich einen Job suchen, und dass sich dann Wünsche und Begierden entwickeln, die immer größer werden. Am Ende sind die Menschen aus Angst und Gier in ihrem nur vermeintlich sicheren Job gefangen. Sie fühlen sich schnell unterbezahlt, wenn sie sich die nächste Karotte nicht leisten können, die ihnen vor die Nase gehalten wird. Da sie zudem üblicherweise tun müssen, was ihr Chef ihnen vorschreibt, und sich unterordnen müssen, stellt sich das Gefühl ein, nicht respektiert zu werden. Ein Hamsterrad nach dem Muster „Aufstehen, zur Arbeit gehen, Rechnungen bezahlen, Aufstehen, zur Arbeit gehen, Rechnungen bezahlen“ ist entstanden. Und so kommt es, dass selbst ein gut verdienender, reicher Mann sich nicht reich fühlt, weil er Angst hat, sich das neue Auto oder das große Haus, den neuen Lebensstandard, nicht mehr leisten zu können.

Allerdings sind auch arme Menschen nicht grundsätzlich glücklicher, erklärt der Rich Dad. Die Behauptung vieler Menschen, sie strebten nicht nach Geld, entlarvt er als Schutzbehauptung. Denn warum arbeiten viele von ihnen dann in Jobs, die sie nicht erfüllen, die bestenfalls ein Kompromiss sind? „Wenn es um Geld geht, wollen die meisten Leute ein sicheres Spiel und Risikolosigkeit. Ihr Motiv ist Angst und nicht Leidenschaft.“ Die meisten Menschen sind eben doch käuflich. Sie haben einen Preis, zu dem sie bereit sind, eine Arbeit auszuführen, die sie ohne das Geld nie anfingen. Was täten sie stattdessen, wenn sie nur aus Leidenschaft arbeiteten?

Vom Leben lernen

Selten liest man in einem Ratgeber-Buch, dass Lesen die ineffizienteste Methode sei, etwas zu lernen. Robert Kiyosaki schreibt genau das und illustriert dies mit der „Lernpyramide“ von Edgar Dale. Wenn wir etwas tun oder zumindest simulieren, lernen wir es sehr schnell. Wenn wir darüber mit anderen Menschen reden, funktioniert das Lernen auch noch sehr gut. Mit dem Zusehen, dem Anhören eines Vortrags und schließlich dem Lesen lässt der Erfolg verschiedener Lernmethoden dann immer weiter nach.

Die Unterrichtsmethode des Rich Dad mutet auf den ersten Blick rabiat an. Er bringt Robert und Mike in eine Hamsterrad-Situation und lässt sie deren Nachteile am eigenen Leib spüren – in der Hoffnung, dass die beiden selbst Ideen entwickeln, wie sie sich daraus befreien können.

Robert reagiert darauf zunächst „wie meine Angestellten“, wie der Rich Dad sagt. Er wird erst unzufrieden und dann wütend auf seinen „Chef“. Er wirft ihm vor, ihn auszubeuten und nicht gut genug zu bezahlen. Der Rich Dad nutzt dies jedoch für eine weitere Lektion. Er erklärt Robert, dass es viele Dinge im Leben gibt, mit denen man unzufrieden oder über die man wütend ist. Dies nennt er „das Leben schubst einen herum“. Häufig sind dafür ganz konkrete Personen verantwortlich, z.B. der Chef. Ein erster, emotionaler Impuls sind dann Vorwürfe. Aber andere Menschen zu ändern, ist schwierig.

Klüger ist es, die eigenen Emotionen, die eigene Wut zu nutzen, um zu überlegen, was man an sich selbst verändern könnte. Damit ist nicht Anpassung gemeint, sondern zu überlegen, wie man sich z.B. aus einer Abhängigkeit von einem Arbeitsverhältnis befreien kann. Immer wenn das Leben einen herumschubst, will es eigentlich sagen: Lern etwas!

Auch Angst und Gier sind ein solches Herumschubsen. Statt diese mit einem zweiten Job oder einer Gehaltserhöhung zu betäuben, sollte man lieber nachdenken, wie man dem Hamsterrad entkommen kann. Einfach ist das nicht: „Anstatt sich selbst einzugestehen, was die Menschen fühlen, reagieren sie bloß auf ihre Gefühle und schaffen es nicht, darüber nachzudenken“, sagt der Rich Dad. Häufig zeigen sich solche Gefühle in Aussagen und Überzeugungen wie „Jeder muss arbeiten“ oder „Ich verdiene diese Gehaltserhöhung“. Der Verstand hingegen kann die Emotionen reflektieren und hinterfragen: Warum brauche ich eine Gehaltserhöhung? Warum bin ich von diesem Job abhängig? Was könnte ich tun, um diese Abhängigkeit zu verringern?

„Die Armen arbeiten für Geld, die Reichen lassen Geld für sich arbeiten“

Der Rich Dad fordert die beiden Jungs auf, darüber nachzudenken, welche anderen Wege es geben könnte, zu Geld zu kommen. Er erklärt, dass man sich dafür Zeit nehmen muss, außerhalb der gewohnten Bahnen des Angestelltendaseins zu denken. Und um den Anreiz zu erhöhen, lässt er sie in seinem Laden weiterarbeiten, streicht ihnen nun aber das Gehalt komplett.

Die beiden Jungs begeben sich auf die Suche nach anderen Gelegenheiten, Geld zu verdienen. Es wäre keine gute Story, würden sie nicht bald fündig: Als Robert sieht, wie im Laden am Monatsende die nicht verkauften Comics entsorgt werden, entsteht eine Geschäftsidee. Mit Mike zusammen sichert er sich die für den Müll bestimmten Hefte, und sie eröffnen im Keller von Mikes Elternhaus eine kostenpflichtige Comic-Bibliothek für andere Kinder. Zwar arbeiten sie nun unentgeltlich im Laden, um weiterhin an die Comics zu kommen. Die Bibliothek mit Mikes Schwester als „angestellter Bibliothekarin“ erweist sich aber bald als Goldgrube, die acht bis neun Dollar pro Woche bringt. Ein gehöriger Sprung, verglichen mit den 60 Cent, die die beiden anfangs durch ihre Arbeit zusammen verdienten.

Sie haben damit schon früh eine Lehre verinnerlicht, die manch ein Erwachsener nie lernt: Um viel Geld in wenig Zeit zu verdienen und gleichzeitig unabhängig zu bleiben, muss man „Vermögenswerte kaufen oder aufbauen, die passives Einkommen generieren“ – und wenn es eine Comic-Bibliothek ist.

Wie erkennt man nun aber entsprechende Gelegenheiten für gute Geschäfte? Wie identifiziert man Geschäftsideen? Robert Kiyosaki gibt einige Hinweise: Indem der Rich Dad den beiden Jungs das Gehalt strich, erhöhte er den Druck, sich etwas einfallen zu lassen. Mit einem Mal konnte sich Robert keine Comics mehr leisten. Das war zwar nicht existenzbedrohend, aber doch ein Verlust an Lebensqualität. Not macht eben doch erfinderisch: Robert suchte nun nach anderen Wegen, an die Comics zu kommen. Mit einem Mal interessierte er sich dafür, was eigentlich mit den Comics passiert, die nicht verkauft werden.

Zweitens benötigt man Zeit, um neue Geschäftsideen zu finden und – das ist der wichtigere Teil – auszuprobieren. Robert und Mike grübelten drei Wochen lang, bis ihnen die Idee zur Comic-Bibliothek kam. Anschließend hatten sie noch einiges zu tun, bevor diese den Betrieb aufnehmen konnte. Als Schüler hat man diese Zeit natürlich eher als als Erwachsener. Wer für Geld arbeitet, hat häufig keine Zeit, auszuprobieren, wie er Geld für sich arbeiten lassen könnte. Zudem fehlt vielen Menschen geschäftliches Wissen. Da sie keine oder nur wenige erfolgreiche Geschäftsideen kennen bzw. da sie nicht verstehen, wie diese funktionieren, erkennen sie entsprechende Gelegenheiten nicht. Robert Kiyosaki nennt denn auch einen Mangel an finanzieller Bildung als eigentliches Problem der Angestellten.

Schließlich verbirgt sich auch in der Comic-Bibliothek selbst noch ein Hinweis, wie man gute Geschäftsideen findet. Der neunjährige Robert hat ein Problem: Er kann sich keine Comics leisten. Nun überträgt er dieses Problem auf Andere, in diesem Fall andere Kinder. Er erkennt also, dass ein Bedürfnis, das er selbst hat, auch bei vielen anderen Menschen existiert. Dann findet er einen Weg, dieses Problem für alle zu lösen. Für die Problemlösung lässt er sich bezahlen.

Exkurs: Wann arbeitet Geld?

„Die Reichen lassen Geld für sich arbeiten“ – das klingt gut. Aber wann arbeitet Geld eigentlich? Und was ist zu tun, wenn man (noch) kein Geld hat? Viele Leute träumen von einer „Geldmaschine“, in die man vorne etwas Geld hineinsteckt und hinten kommt mehr Geld heraus. In der Realität gibt es so etwas nur selten. Der Wirkungsgrad von „Geldmaschinen“ wie Sparkonten oder anderen Geldanlagen, die tatsächlich keine (oder nur sehr wenig) eigene Arbeit erfordern, ist gering.

Die Comic-Bibliothek zeigt, dass es möglich ist, auch ohne viel Kapital durch eine clevere Idee eine „Geldmaschine“ aufzubauen. Sie zeigt aber auch, dass es ohne eigene Arbeit zumeist nicht geht. In der Geschichte ist Bedingung, dass Robert und Mike im Laden arbeiten, damit sie die für den Müll bestimmten Comics bekommen. Sie müssen zwar nicht in der Comic-Bibliothek arbeiten – dafür haben sie als Angestellte Mikes Schwester – aber ganz ohne eigenen Einsatz geht es eben doch nicht.

Geld arbeitet wahrscheinlich am besten, wenn es durch etwas eigene Arbeit unterstützt wird. Wichtig ist, dass die „Rendite“ der eigenen Arbeit um ein vielfaches höher liegt als in vergleichbaren Jobs. Robert und Mike haben ohne Comic-Bibliothek für drei Stunden Arbeit pro Woche ingesamt 60 Cent erhalten. Später arbeiten sie immer noch drei Stunden im Laden, durch den Hebel der Comic-Bibliothek verdienen sie nun aber acht Dollar.

Zudem ist jede Arbeit gut, die nur einmalig anfällt, sich aber über lange Zeit  immer wieder auszahlt. Robert und Mike mussten anfangs im Keller von Mikes Elternhaus aufräumen, um die Comic-Bibliothek dort einrichten zu können. Diese einmalig anfallende Arbeit zahlte sich aber in den folgenden Monaten dauerhaft aus – nämlich mit jedem Kind, das dorthin kam und Eintritt bezahlte, um Comics zu lesen.

Dass es gute und nicht ganz so gute „Geldmaschinen“ gibt, zeigt sich in dem Kapitel auch an den Unternehmen von Mikes Vater: Die Läden liefen mehr oder weniger von selbst. „Es waren die Restaurants, die ihn lange aufhielten.“

Fazit

Das erste Kapitel erzählt die Geschichte, wie Robert zu seinem zweiten Vater, dem Rich Dad kam. Dabei streift es eine Vielzahl von Themen, die für ein Leben in Reichtum, vor allem aber in Unabhängigkeit wichtig sind. Es betont den Wert entschlossenen Handelns und Ausprobierens – sowohl beim Ergreifen von geschäftlichen Gelegenheiten, aber auch beim Lernen. Es erklärt, dass viele Angestellte in einem Hamsterrad gefangen sind, weil sie ihre Angst oder Gier nicht hinterfragen und keinen Ausweg suchen. Schließlich gibt es ein Beispiel für eine gute Geschäftsgelegenheit und wie man diese erkennt.

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